Republikflucht

 

Das Buch "Der geteilte Himmel" spielt zwischen 1959 und 1961. In dieser Zeit gibt es zwei deutsche Staaten : die DDR und die BRD. Die Personen dieser Geschichte wohnen in der DDR, aber einige von ihnen sind in den Westen geflohen ... sie waren republikflüchtig. Um die große Zahl der Republikflüchtigen (v.a. Intellektuelle, Ärzte, Ingenieure usw.) zu verhindern, ließ Walter Ulbricht die Mauer bauen. Das zentrale Thema der Erzählung ist die Republikflucht, obwohl das Wort nie benutzt wird. Die beiden Hauptmersonen gehen zwei verschiedene Wege : Manfred entscheidet sich für die BRD, seine Verlobte Rita kehrt nach einem kurzen Besuch in West-Berlin wieder in die DDR zurück

Schon im ersten Kapitel erfahren wir von einer Person, die "abgehauen" ist, und zwar handelt es sich um den jungen Chemiedoktor Manfred Herrfurth, Ritas erste große Liebe.

Am Ende des 10. Kapitels erzählt Herr Herrfurt seinem Sohn von der zweiten Person, die in den Westen gegangen ist, es handelt sich um den Werkleiter des Waggonwerks Ammendorf. Er war nach einer Dienstreise nach Westberlin nicht mehr zurückgekommen. "Wahrscheinlich wollte er sich der Verantwortung für den Produktionseinbruch entziehen, der im nächsten Monat auf den Betrieb zukam : Er mußte die Katastrophe zuerst bemerkt haben. Neuer Werkleiter war seit heute Ernst Wendland." (S.59)

Im Lehrerinstitut wird Rita direkt mit dem Problem der Republikflucht konfrontiert, und zwar geht es um eine Mitstudentin Sigrid, die Rita ins Vertrauen zieht und damit Rita auch für DDR Verhältnisse mitschuldig macht.

 

Sigrid

Kapitel 20

"Sigrid war durch Angst und Unerfahrenheit in eine schlimme Lage gekommen. Ihre Eltern, bei denen sie wohnte, waren vor zwei Wochen mit zwei kleineren Geschwistern "weggegangen" - was das hieß, wußte man. Sie hatte von ihrem Plan gewußt. Eine Nacht lang ging sie nicht nach Hause [...], dann noch einen Tag lang nicht. Am späten Abend fand sie die Wohnung leer, wie sie gehofft und gefürchtet hatte. Von den vielen Ängsten, die ihr Leben bisher begleitet hatten - wie hatte sie den Vater gefürchtet, gegen den nicht aufzukommen war !-, blieb ihr jetzt nur die eine : Wenn sie es erfahren, flieg ich vom Institut. Sie baute mit Energie und Phantasie eine lückenlose Schutzmauer um diese Flucht. Den Nachbarn sagte sie, die Eltern seien zum Winterurlaub ganz plötzlich, natürlich. So etwas gäbe es doch. Im Betrieb des Vaters - er war Schweißer - rief sie an : Vater sei krank, den Krankenschein würden sie später schicken. Die beiden Brüder entschuldigte sie in der Schule" S.144

"Aber nun waren zwei Wochen vergangen, und Sigrid war ganz ausgehöhlt von der Frage : Was soll ich tun ? Sie wußte ja selbst : Es gab nur eins. Aber sie wartete noch, tagelang, und Rita drängte sie nicht. Dann, bei einer nebensächlichen Gelegenheit, als man sie nach dem Beruf ihres Vaters fragte, sagte sie ohne Zögern : Der ist weggegangen." S.144

 

Frau Herrfurth

Kapitel 25

Manfreds Mutter wäre am liebsten ihrem Sohn in den Westen gefolgt, aber ihr Mann weigert sich und kurze Zeit später stirbt sie.

"Frau Herrfurth konnte die Flucht ihres Sohnes nur als Signal für sich selbst deuten. Sie verlangte von ihrem Mann, sofort alle Brücken hinter sich abzubrechen. Ich hab alles vorbereitet, innerhalb von zwei Stunden können wir fliehen" S 188

"Mann Gottes-er weiß es nicht! In die Freiheit-endlich!Und wäre es nur, weil Eltern zu ihrem Kind gehörten" S188

 

Der Lehrer

Kapitel 26

Im Zug nach Berlin hat Rita einen Mitreisenden, der Lehrer ist. Er fährt mit leichtem Gepäck. Sie diskutieren zusammen. später sieht sie ihn wieder mit seiner Frau, sie sind im Zug getrennt gefahren, um nicht aufzufallen. In Westberlin werden beide von ihren Verwandten begrüßt. Er vermutet, dass Rita auch in die BRD fliehen will, dabei weiß sie es selbst noch nicht.

"Ach,er ist Lehrer ! Er scheint nicht überrascht, eine zukünftige Kollegin in ihr zu finden " S 198

"Dieser Weltverbesserungsblick ! Der typisch deutsche Lehrerblick, mit dem man sich für das dürftige Gehalt ertschädigte...Man konnte ihm nicht böse sein. Man fühlte sich aber auf unangenehme Weise durchschaut, ohne recht zu wissen, was er eigentlich mit seiner höflichen Vertraulichkeit andeuten wollte. Fuhr er auch auf Verwandtenbesuch? "S198

Rita

Kapitel 25

Der Besuch am 6. August 1961, genau eine Woche vor dem Bau der Mauer fährt Rita nach West-Berlin zu Manfred. Dort wird sie die Entscheidung treffen müssen : ein Leben in der BRD mit Manfred oder ein Leben in der DDR ohne ihn.

"Rita lasManfreds Brief : ,,Ich gebe Dir Nachricht, wenn Du kommen sollst. Ich lebe nur für den Tag, da Du wieder bei mir bist" " S 187

Kapitel 26

"Und niemand, auch sie selbst nicht, konnte sagen, ob sie zurückkehren würde...Ohne Gepäck kam sie zu ihm" S 192 "

Sie muss sich entscheiden, ob sie eine einfache Fahrkarte nimmt für 20 Pfennig oder eine Rückfahrkarte für 40 : "Darin also unterschied diese Stadt sich von allen anderen Städten der Welt : Für vierzig Pfennig hielt sie zwei verschiedene Leben in der Hand." S.200

Marion